Kazimierza Wielka, Polen
Zum zehnjährigen Jubiläum der jumelage franco-allemand im Jahr 2007 gab Altenstadt eine weitere Verschwisterung bekannt, diesmal mit einem Ort in unserem östlichen Nachbarland Polen. Die neue Partnerstadt heißt Kazimierza Wielka und liegt in der Woiwodschaft Heiligkreuz, etwa 40 km nordöstlich von Krakau.

Auch hier reichen erste Kontakte bis 1993 zurück, als das dortige Marie-Curie-Gymnasium (die spätere Nobelpreisträgerin war in ihrer Jugend hier bei Verwandten zu Besuch) und unsere Limesschule einen Schüleraustausch beschlossen. Es war die erste derartige deutsch-polnische Schulpartnerschaft in der Wetterau, der fortan regelmäßige gegenseitige Besuche von Schülergruppen folgten und bald auch abwechselnde Treffen offizieller Delegationen - beim Altenstadtfest 1998 beispielsweise fuhr der stellv. Landrat des südpolnischen Kreises in Krakauer Tracht und folkloristischer Damenbegleitung per Pferdekutsche im Festkorso mit. Die befürchteten Sprachbarrieren waren, wie sich schnell zeigte, weiter kein Hindernis, denn die polnischen Gäste sprachen meist recht gut Deutsch, das sie teils schon im Kindergarten und später in der Schule erlernten, und zur Not ging´s eben auch auf Englisch.
Das heute knapp 6000 Einwohner zählende Kazimierza, das schon vor fast 700 Jahren als Pfarrdorf erwähnt wurde, aber erst 1957 die Stadtrechte erhielt, ist durch seine Zuckerfabrik berühmt geworden, die 1845 von einem Grafen Lubienski gegründet wurde. Der polnische Adelige, der sich auch um die wenig später eingeweihte Bahnstrecke Warschau-Wien verdient gemacht hat, ließ hier am Rande eines kleinen Sees einen pompösen, fünfstöckigen Gebäudekomplex errichten mit eigenem Park, Uferpromenade und dem zinnenbewehrten Okralag, einem neugotischen Basteiturm, der zum Wahrzeichen des Ortes avancierte. Die Lubna-Zuckerfabrik, seit 1997 im Besitz der Mannheimer Südzucker-AG und mit Maschinen modernisiert, die aus einem Werk in Friedberg kamen, produzierte noch bis 2006 und sucht nun nach einer passenden weiteren Verwendung. In einer Gründerzeitvilla mit säulengeschmücktem Portikus ist das Kulturzentrum untergebracht, doch als Parade-Vorzeigeobjekte gelten die neue hochmoderne Großsporthalle und ein 2006 eröffnetes Hallenbad. Sie sind der ganze Stolz der aufstrebenden Kreisstadt, in der es übrigens drei katholische Kirchengemeinden mit eigenen Gotteshäusern gibt, zu denen in der gesamten Großgemeinde (14 000 Einwohner) zahlreiche weitere, zum Teil uralte Kirchen kommen, die als historische Baudenkmäler berühmt sind.
Nachdem 1976 Bremen und Danzig die erste deutsch-polnische Städtepartnerschaft eingingen, sind ein halbes Hundert deutscher Kommunen dem Beispiel gefolgt, darunter auch Gedern, das sich mit dem pommerschen Polanow verschwisterte. Seit September 2007 gibt´s nun eine zweite Wetteraugemeinde mit einer polnischen Partnerstadt. Ihr etwas zungenbrecherischer Name tut der Freundschaft keinen Abbruch und ist vielen hiesigen Bürgern und Gastfamilien längst ebenso geläufig wie den jüngsten Altenstädtern der schwierige Name ihrer heimischen Grundschule. Sie ist nämlich nach dem Arzt und schriftstellernden Pädagogen Janusz Korczak benannt, und der kam ebenfalls aus Polen.
www.kazimierzawielka.pl
Seit 18. Juni 2009 gibt es den Verschwisterungsverein Altenstadt Kazimierza Wielka. Wer also mehr über unsere Städtepartnerschaft erfahren möchte wendet sich an die 1. Vorsitzende - Daniela Vogler, Tel.: 06047-7130, Mobil: 0177-2198735 oder daniela.vogler@freenet.de.
Bürgermeister Dominic Imhof zu Antrittsbesuch in Partnerstadt Kazimierza Wielka
Bürgermeister Dominic Imhof hat am vergangenen Wochenende (18.–21. Juli) gemeinsam mit seiner Familie die polnische Partnerstadt Kazimierza Wielka besucht. Der Besuch fiel auf die traditionellen „Kazimierza-Wielka-Tage“, ein bedeutendes Fest, zu dem regelmäßig die Partnerstädte eingeladen werden – ein passender Anlass für den offiziellen Antrittsbesuch Imhofs in seiner Funktion als Bürgermeister von Altenstadt.
Bereits vor einer Woche war eine Delegation aus Altenstadt, bestehend aus Schülerinnen und Schülern sowie Mitgliedern des Verschwisterungsvereins Altenstadt–Kazimierza Wielka e.V., in die Nähe von Krakau gereist. Imhofs Besuch knüpfte daran an und bot Gelegenheit zum persönlichen Austausch mit den polnischen Partnern.
Für den Bürgermeister war es nicht der erste Aufenthalt in Kazimierza Wielka – in den Jahren 2010 und 2012 war er bereits in anderer Funktion zu Gast. „Es ist beeindruckend, wie sich Kazimierza Wielka in den letzten 13 Jahren entwickelt hat – sowohl infrastrukturell als auch in der Ausrichtung zur Kurstadt“, zeigte sich Imhof beeindruckt. Besonders hervor hob er die dortigen Schwefelthermen, deren Becken als einzigartig in Polen gelten und jährlich zahlreiche Besucher anziehen. Auch Imhof nutzte die Gelegenheit, die Therme persönlich zu testen. „Der Schwefelgeruch ist gewöhnungsbedürftig, aber das Wasser und die hohe Temperatur haben eine spürbar wohltuende Wirkung“, so sein Fazit.
Im Mittelpunkt des Besuchs stand jedoch der persönliche Austausch mit dem polnischen Amtskollegen Adam Bodzioch vor Ort. Es war das erste offizielle Treffen seit dem Amtsantritt Imhofs in Altenstadt. Beide Bürgermeister zeigten sich einig, die Partnerschaft zwischen den Gemeinden weiter auszubauen und künftig stärker auf eine breite gesellschaftliche Beteiligung zu setzen. Ziel sei es, vermehrt Vereine, Kirchen, Organisationen und Bürgerinnen und Bürger wieder in die Partnerschaft einzubinden. „Eine lebendige Städtepartnerschaft lebt vom Engagement vieler – nicht nur der offiziellen Vertreter“, betonte Imhof in seinem Grußwort während der Festlichkeiten.
Ein weiterer Höhepunkt war die Teilnahme am Sonntagsgottesdienst, der in der vollbesetzten Kirche stattfand. Im Rahmen der Messe richtete Imhof ein Grußwort an die Gemeinde. Besonders beeindruckt zeigte er sich von der starken Rolle der Kirche vor Ort – allein an diesem Sonntag wurden fünf Gottesdienste gefeiert und es fand nach dem Gottesdienst eine Fahrzeugsegnung statt.
Tiefe Eindrücke hinterließ zudem das Gespräch mit Vertretern der ukrainischen Stadt Butschatsch, die seit über 20 Jahren mit Kazimierza Wielka partnerschaftlich verbunden ist. Thema war unter anderem die aktuelle Situation in der Ukraine. Trotz der geografischen Lage im Westen des Landes ist Butschatsch durch den russischen Angriffskrieg stark betroffen – weniger durch materielle Schäden, sondern vor allem durch die psychischen Belastungen der Bevölkerung. Die Einberufung von Familienangehörigen zum Militär und die Angst um deren Rückkehr seien allgegenwärtig, so die ukrainischen Vertreter.
Bürgermeister Imhof zieht ein positives Fazit: „Wir haben an diesem Wochenende eine starke Grundlage für zukünftige Begegnungen geschaffen. Ich freue mich darauf, die Freundschaft zwischen unseren Städten weiter zu vertiefen.“







