Informationen rund ums Passivhaus

Informationen rund ums Passivhaus

Legen Sie noch eins drauf -

warum ein Neubau in Passivhausbauweise die zeitgemäße Variante ist



Der angemessene Energieeffizienzstandard heute ist beim Neubau der Passivhausstandard. Wer heute ein ENEV-Haus plant und baut, zwei Jahre später einzieht, hat drei Jahre später energetisch ein veraltetes Haus, also auch eine Wertminderung.

Passivhäuser sind immer behaglich warm, kennen keine Schimmelbildung, haben im Winter, bei Tag und Nacht, auch bei geschlossenen Fenstern, gute, frische, temperierte Raumluft und verbrauchen wenig Energie.

Von der KfW gibt es Darlehen mit sehr günstigem Zinssatz und Tilgungszuschuss bzw. Darlehenserlass. Die Beratung zur Förderung und zum Bau erhalten Sie beim Energieberatungsstützpunkt der Verbraucherzentrale im Rathaus Altenstadt.

Eine attraktive Investition
Die investiven Mehrkosten eines Passivhauses gegenüber dem ENEV-Standard liegen heute, je nach Größe des Hauses, nur noch bei 70 bis 150 € je Quadratmeter Wohnfläche.
Wenn Förderungen (KfW), Energieeinsparung, höhere Behaglichkeit und höhere Werthaltigkeit noch dagegen gerechnet werden, dann rechnet sich ein Passivhaus sogar günstiger als der ENEV-Standard.

Zu beachten ist, dass der Zinssatz für den Förderkredit der KfW nochmals abgesenkt wurde und derzeit bei 0,75 % (Effektivzins) liegt.

Bauen ist Vertrauenssache – Baubegleitende Qualitätssicherung für Passivhäuser
Die Broschüre zum "1. Architekturpreis Passivhaus – Die Finalisten" ist kostenlos im Rathaus (Fachbereich Bauen und Umwelt) erhältlich. Darin werden beispielhafte Passivhaus-Projekte vorgestellt.

Weitere Informationen erhalten Sie:
Gemeinde Altenstadt
Fachbereich Bauen und Umwelt
Sabine Schubert
Frankfurter Str. 11
63674 Altenstadt
Tel. 06047-8000-75
schubert@altenstadt.de

Wir danken dem Energiereferat der Stadt Frankfurt a.M. für die Unterstützung.

Datum: Mai 2015



Energieberatung im Rathaus

Altenstadt ist Energieberatungsstützpunkt der Verbraucher-Zentrale Hessen


Die Verbraucher-Zentrale Hessen bietet in der Gemeindeverwaltung der Gemeinde Altenstadt, Frankfurter Straße 11, nachmittags am 2. Montag eines Monats eine Energieberatung an.

Der Energieberatungsstützpunkt ist ein Kooperationsprojekt der Verbraucher-Zentrale Hessen und der Gemeinde Altenstadt. Dieses Angebot bietet den Bürgerinnen und Bürgern – auch aus anderen Kommunen - die Möglichkeit, sich ausführlich und individuell in einem Beratungsgespräch zu verschiedenen Themenbereichen der Energieeinsparung wie z.B. Heiztechnik, Wärmeschutz in Alt- und Neubauten, Warmwasserbereitung, Schimmelbildung in Wohngebäuden durch unabhängige Fachleute (Bauingenieure, Architekten, Physiker u.a.) beraten zu lassen.

Energiesparmaßnahmen beginnen mit einfachen Dingen wie dem richtigen Heizen und Lüften oder dem Vermeiden eines ständigen Stand-By-Betriebes von Elektro- und Heimelektronikgeräten. Schon durch geringfügige Investitionen wie Selbstklebebänder für undichte Fenster und Türen oder den Kauf von Energiesparlampen können Kosten gesenkt werden.

Noch mehr können Hausbesitzer durch eine bessere Wärmedämmung oder eine Heizungsmodernisierung sparen. Für zahlreiche Energiesparmaßnahmen gibt es Förderprogramme und/oder besonders zinsgünstige Darlehen.

Die Beratung wird über ein vom Bundesministerium für Wirtschaft gefördertes Projekt angeboten. Die Beratung ist kostenlos. Die Terminvereinbarung erfolgt über die Umweltbeauftragte der Gemeinde Altenstadt, Sabine Schubert, Telefon 06047/8000-75 oder per E-Mail: schubert@altenstadt.de.

Energieberater für den Stützpunkt Altenstadt ist Herr Dipl.-Ing. Oliver Völksch.



Gemeindevorstand der Gemeinde Altenstadt

Fragen und Antworten zum Thema Passivhaus

Vorbemerkung:

Das Energiereferat der Stadt Frankfurt am Main hat im Folgenden einige immer wie­der auftauchende Fragen zum Thema „Passivhaus“ aufgelistet und die Antworten von Experten hierauf zusammengestellt.

Wir danken dem Energiereferat der Stadt Frankfurt am Main für die freundliche Bereitstellung der Informationen.

Definition

Was bedeutet "Passiv"haus?

Das "Passiv" bezieht sich auf die Art der Beheizung. Die Erwärmung des Hauses erfolgt im Wesentlichen durch das einfallende Sonnenlicht und durch die Abwärme der Bewohner und der Elektrogeräte. Es wird also keine Wärme aktiv erzeugt, son­dern Wärme, die ohnehin zur Verfügung steht, passiv genutzt. Einzige Ausnahme: An sehr kalten Tagen kann - i.d.R. über die Lüftungsanlage - aktiv Wärme zugeführt werden.

Kann jedes Haus als Passivhaus gebaut werden?

Im Prinzip ja, aber die Grundlagen für energieeffizientes Bauen müssen schon ein­gehalten werden. Die wichtigste Grundlage ist hier das A/V-Verhältnis (Verhältnis zwischen Wohnfläche und Hausvolumen). Je größer die Gebäude werden, desto besser ist das Passivhaus umsetzbar. Natürlich sind auch Einfamilienhäuser im Pas­sivhaus-Standard möglich. Generell kann ein Passivhaus sowohl als Stein- als auch als Holzhaus gebaut werden.

Funktionsweise

Kann ein Haus tatsächlich ohne Heizung funktionieren?

Die bereits bewohnten Passivhäuser beweisen es eindeutig: Auch in unserem Klima ist es möglich, Häuser mit einem so geringen Heizwärmebedarf zu bauen, dass eine minimale Erwärmung der Zuluft ausreicht, um das Haus auch im Winter behaglich warm zu halten. Die Messergebnisse aus den Passivhaus-Siedlungen beweisen außerdem, dass der Heizwärmebedarf schon im Voraus genau berechnet werden kann und dass auch bei den unterschiedlichsten Nutzern der berechnete Bedarf im Mittel bestätigt wird.

Wird in einem Passivhaus gar nicht mehr geheizt?

Normalerweise reichen die Energiegewinne durch Sonne und Abwärme aus. Für be­sonders kalte Phasen gibt es aber eine "Notheizung", in der Regel über das vorhan­dene Lüftungssystem.

Friere ich in einem Passivhaus, wenn es im Winter -20°C Außentemperatur hat?

Nein, Sie frieren nicht. Gerade im Winter haben sie bei derartigen Außentemperatu­ren klare Nächte und klare Tage. Somit haben sie eine sehr hohe solare Wärmege­winnung durch die Glasflächen, da die Sonne im Winter tiefer steht als im Sommer.

Ist das Passivhaus nicht ein kompliziertes High-tech-Haus?

Nein, das Passivhaus ist ein sehr gutmütiges und einfach zu bedienendes Haus. Die Komfortlüftung hat weniger Schaltknöpfe als ein normaler Fernseher! Das Passiv­haus bietet Technik zum Anfassen: So kann z.B. der jährliche Filterwechsel von den Bewohnern selbst durchgeführt werden, hierfür muss kein Handwerker geholt wer­den.

Warum ist bei einem Passivhaus die Qualität so wichtig?

Die hohen Anforderungen an die Wärmedämmung spiegeln sich in der Planung und Ausführung wieder. Es reicht nicht, nur die Wärmedämmung zu verbessern, es muss ganzheitlich gut gebaut werden, damit das Passivhaus einwandfrei funktioniert. Gute Beispiele hierfür sind die Luftdichtheit oder die wärmebrückenfreie Konstruktion.

Was ist mit der kalten Luft die von den Fenstern abfällt, wenn man ja keine Heizkörper mehr hat?

Deswegen gibt es spezielle Passivhausfenster, die so gute Dämmwerte aufweisen, dass kein Luftzug mehr entsteht. Bei diesen Fenstern erreicht man eine Oberflä­chentemperatur am Glas von +17°C bei Außentemperaturen von -16°C.

Was passiert, wenn das Haus im Winter zwei Wochen leer steht?

Aufgrund der perfekten Gebäudehülle kühlt das Haus auch bei extremen Außentem­peraturen nie unter 15°C ab.

Lüftungsanlage

Häufig gibt es Bedenken wegen der Lüftungsanlage: Wie steht es mit Bakte­rien, Geräuschen und spürbarem Luftzug?

Die Lüftungsanlage im Passivhaus ist eine Frischluftanlage und keine Klimaanlage mit Umluftbetrieb. Nur in letzterer können - bei schlechter Wartung - Probleme mit Keimen entstehen. Geräusche durch Ventilatoren und an den Luftventilen werden durch Schalldämpfer fast vollständig absorbiert. Die Frischluft wird über Weitwurfdü­sen so in den Raum eingeworfen, dass sie zunächst an der Decke entlang streicht und dann den Raum gleichmäßig und mit nicht wahrnehmbarer Geschwindigkeit durchströmt.

Entsteht durch die Lüftungsanlage ein unangenehmer Zug im Wohnbereich?

Nein. Da ein Passivhaus so gut gedämmt und luftdicht ist, geht auch keine Wärme verloren, die schon einmal im Gebäude ist. Deshalb ist der Wärmebedarf so gering, dass man diesen mit der Luft zuführen kann. Das passiert mit sehr geringen Luftge­schwindigkeiten, die nicht spürbar sind. Hierzu ein Vergleich: In Gastronomieräumen wird die gesamte Raumluft in einer Stunde ca. 6x erneuert; in kontrolliert belüfteten Wohnräumen etwa 0,5-mal. Vielmehr sind die Raumluftgeschwindigkeiten in Passiv­häusern allgemein niedriger, da keine Konvektion aufgrund hoher Temperaturdiffe­renzen (warme Heizkörper / kalte Glasflächen) bestehen.

Wie werden Allergien vermieden?

Mit einer Wohnraumlüftung! Die eintretende Frischluft wird über Feinstaubfilter von grobem Staub bis hin zu Pollen gefiltert. Damit ist eine Wohnraumlüftung gerade für Allergiker ein wahrer Segen. Hygienische Bedenken können auch zerstreut werden: Das Rohrsystem für die Zuluft bleibt aufgrund des Filters dauerhaft sauber. Die Rohrleitungen für die Abluft erhalten wohl mit der Zeit einen Staubbelag, aber die daran vorbeistreichende Luft gelangt ohnehin nie mehr in den Raum.

Kann sich in solchen Lüftungsleitungen im Lauf der Zeit nicht allerhand an­sammeln? Wie ist es da um die Hygiene bestellt?

Das erste was die frische Außenluft passiert, ist ein Feinstaubfilter. Der lässt keinen Staub, aber auch keine Partikel bis zur Pollengröße in das System hinein. Außerdem wird die Zuluft in allen Leitungsabschnitten tendenziell wärmer, also trockener. Zu einer Schimmel- oder Pilzbildung fehlt also sowohl das keimfähige Material, als auch die Feuchtigkeit. Eine Untersuchung einer großen Anzahl solcher Systeme in der Schweiz bestätigt dies: Die in den Raum eintretende Luft war aufgrund der Filterung in allen Fällen sogar sauberer als die Außenluft. Und sollte das alles nicht stimmen oder alles schief gehen: Alle Leitungsabschnitte sind mittels spezieller Bürstensys­teme zu reinigen.

Wie gut ist diese Lüftungsanlage zu hören? Können auch sehr sensible Men­schen damit leben?

Eine aktuelle Studie zeigt, dass trotz großer allgemeiner Zufriedenheit mit Lüftungs­anlagen fast die Hälfte der Nutzer die Geräusche als störend empfindet. Dies ist aber kein technisches Problem, sondern eine Planungsaufgabe. Erfahrene Planer sind heute in der Lage, die Systeme so zu dimensionieren, dass der Bewohner den Un­terschied zwischen EIN und AUS nicht wahrnimmt. Und genau das sollte auch Ihr Anspruch sein.

Kann man mit einer solchen Anlage im Sommer auch kühlen?

Grundsätzlich ja. Jedoch wird mit so kleinen Luftmengen gearbeitet, dass man das System keinesfalls mit einer Klimaanlage vergleichen darf. Es ist möglich, im Som­mer Luft mit 16-19°C einzubringen, die Kühlleistung ist aber mit 200 bis 400 W sehr bescheiden. Aber Passivhäuser sind vom Gebäude her bereits so gestaltet, dass ein aktives Kühlsystem nicht erforderlich ist: Mit guter Wärmedämmung und außenlie­gender Beschattung der Glasflächen werden in der Regel im Sommer Innentempe­raturen von 24 bis 25°C nicht überschritten.

Wie sieht denn ein solches System überhaupt aus? Muss man im ganzen Haus Rohrleitungen und Lüftungsgitter akzeptieren?

Rohrleitungen werden in der Regel nicht sichtbar installiert, sondern in Wänden, De­cken, etc. Luftein- und –auslässe gibt es in verschiedensten Formen, sodass für je­den Geschmack eine Linie gefunden werden kann.

Ist so ein System für den Verbraucher noch zu warten? - oder muss er bei jeder Kleinigkeit Rat beim teuren Spezialisten einholen?

Nach 3 Betriebsmonaten wird der Nutzer aufgefordert, die Filter zu wechseln. Das ist nachweisbar einfacher als beim Staubsauger. Ansonsten empfiehlt sich vielleicht nach 5 Jahren ein Geräte-Check.

Fenster

Darf man im Passivhaus die Fenster öffnen?

Natürlich dürfen die Bewohner jederzeit die Fenster öffnen, sie müssen es aber nicht, denn im Passivhaus kommt immer ausreichend Frischluft über die Lüftungsanlage ins Haus. Das hat viele Vorteile: Dank der Feinfilter bleiben Schmutz und Pollen draußen - anders als bei der Fensterlüftung. Auch wenn die Bewohner nicht zu Hause oder die Fenster über Nacht geschlossen sind - die Luftqualität im Haus ist immer hervorragend. Im Winter sollten allerdings die Fenster nicht über längere Zeit offen stehen, denn das führt - wie bei allen Häusern - dazu, dass die Raumlufttempe­ratur spürbar abkühlt und der Heizwärmeverbrauch ansteigt.

Sommerbetrieb

Wird es in einem Passivhaus im Sommer nicht zu heiß?

Die gute Wärmedämmung hält im Sommer die Hitze sehr gut ab. Damit bei großen Fensterflächen nicht zu viel Sonnenenergie in das Haus gelangt, werden entspre­chende Verschattungen vorgesehen, wie z.B. Dachüberstände, Balkone, Fensterlä­den, Rollläden, Markisen usw. Die Berücksichtigung des sommerlichen Wärmeschut­zes gehört mit zu der Projektierung eines Passivhauses.

Kosten

Sind Passivhäuser nicht zu teuer?

Auch wenn es inzwischen schon Bauträger gibt, die Passivhäuser genauso günstig wie konventionelle Häuser anbieten, so gilt doch generell, dass die hohe Qualität der Passivhaus-Komponenten beim Bau für Mehrkosten sorgt. Für bereits gebaute Pas­sivhäuser wurden diese Mehrkosten genau berechnet: Bei einem Reihenmittelhaus mit 100 m2 Wohnfläche in Hannover-Kronsberg lagen sie bei rund 7500 EUR, bei einer Doppelhaushälfte in Nürnberg mit 130 m2 Wohnfläche bei ca. 13.000 EUR. Dem stehen allerdings jährliche Energieeinsparungen zwischen 500 und 1000 EUR, steuerliche Vorteile und der Zins-Vorteil durch die Passivhaus-Förderung der Kredit­anstalt für Wiederaufbau gegenüber. In der Bilanz ist daher das Passivhaus im Ver­gleich zu einem konventionellen Gebäude auf Dauer die kostengünstigere Lösung.

Energieverbrauch

Wieviel Energie benötigt eine solche Anlage? Ist das Verhältnis von Aufwand zuNutzen überhaupt gerechtfertigt?

Eine gute Frage! Bei 80-90% der auf dem Markt befindlichen Lüftungsgeräte muss sie verneint werden. Wenn die Rückwärmezahl zu gering und der Strombedarf der Ventilatoren zu hoch ist, spart die Anlage in der Summe keine Energie ein, sondern kostet sogar Energie. Nur mit energiesparenden Gleichstromventilatoren, einer Rückwärmezahl zwischen 75 und 90% und einer druckverlustminimierten Ausführung der ganzen Anlage sind Energieeinsparungen in der Größenordnung von 2000 bis 3000 kWh möglich. Demgegenüber steht ein Stromeinsatz von 200 bis 300 kWh pro Jahr.

Versorgungssicherheit

Was passiert im Passivhaus in Krisensituationen?

Alle heute eingesetzten Heizungssysteme sind von einem oder mehreren Energie­trägern abhängig: Eine Gasheizung benötigt Gas und Strom; eine Ölheizung benötigt Öl und Strom. Eine Holzheizung benötigt Holz und Strom. Das Kompaktaggregat im Passivhaus benötigt nur Strom, und davon nur sehr wenig. Und wenn es den nicht mehr gibt: Ein Passivhaus kühlt auch im tiefsten Winter nicht unter 16°C ab, auch wenn die Versorgung ganz ausfällt. Dann haben wir auch andere Sorgen.

Altenstadt, 12.3.2015



Gemeindevorstand der Gemeinde Altenstadt

Wir danken dem Energiereferat der Stadt Frankfurt am Main für die freundliche Bereitstellung der Informationen. Sie wurde im letzten Teil entsprechend abgeändert.

Galvanistraße 28
60486 Frankfurt am Main
Tel. 069/ 21 23 91 93
Fax: 069/ 21 23 94 72
Mail: energiereferat@stadt-frankfurt.de

Bauen ist Vertrauenssache –
Baubegleitende Qualitätssicherung für Passivhäuser

Was bedeutet Qualitätssicherung?

Unter Qualität versteht man landläufig die Gesamtheit der Eigenschaften oder Merkmale eines Produkts. Qualitätssicherung befasst sich also mit der Frage, wie die zugesicherten Eigenschaften und Anforderungen für ein Produkt eingehalten werden können. Eine baube­gleitende Qualitätssicherung hat daher das Ziel, Mängel im Vorfeld zu erkennen und zu ver­meiden. Hierdurch wird erreicht, dass das Bauwerk allen anerkannten Regeln der Technik entspricht und die zugesicherten Eigenschaften dauerhaft einhält. Qualitätssicherung ist Sa­che von Fachleuten und sollte daher ausschließlich durch fachlich kompetente und wirt­schaftlich unabhängige Personen durchgeführt werden.

Wozu dient eine Qualitätssicherung?

„Kein Neubau ohne Mängel“ lautete die Schlagzeile einer Meldung in der Süddeutschen Zeitung vom 13. Mai 2003. Jedes neugebaute Ein- und Zweifamilienhaus weist danach durchschnittlich 10 bis 20 Mängel auf. Die 2. Studie der DEKRA zu Baumängeln an Wohn­gebäuden aus 20081 hat sogar durchschnittlich 32 Mängel je Gebäude festgestellt. Noch gravierender ist die Aussage, dass die durchschnittliche Anzahl der festgestellten Mängel im Zeitraum 2003 bis 2007 um 102 Prozent zugenommen hat. Im Durchschnitt betragen lt. DEKRA-Studie die Kosten der unmittelbaren Mängelbeseitigung über 10.000 €, die der Fol­gekosten bis zu 30.000 €. Grund hierfür könnte sein, dass das Gesamtbauvolumen seit Mitte der 90er Jahre rückläufig ist und die Beschäftigtenzahl in der Bauwirtschaft sich halbiert hat. Der enorme Konkurrenzdruck zwingt immer mehr Firmen, zu Dumpingpreisen zu arbeiten, für Qualität ist da kein Platz. Oft wird einfach gehofft, dass der „Pfusch am Bau“ nicht ent­deckt wird und innerhalb der Gewährleistungszeit kein Schaden zu Tage tritt. Kein Industrie­unternehmen würde ohne Qualitätssicherung für seine Produkte im Wettbewerb bestehen; in der Bauwirtschaft ist das leider gang und gäbe.

Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von Bauherren nach erkennbaren Mängeln2

Fenster

21 %

z.B. undicht, beschädigt, mangelhafter Einbau etc.

Außenwände

17,5 %

z.B. schiefe Wände, Mängel bei Wärmedämmung oder Außenputz etc.

Dach

13,1 %

z.B. Dach undicht, schlechte Ausführung, schiefer Dachstuhl

Putz

12,6 %

z.B. schlecht verarbeitet, Risse etc.

Türen

9,0 %

z.B. undicht, falsches Maß

Heizung

8,3 %

z.B. fehlerhafte Montage, Heizkörper falsch montiert etc.

Mauerwerk

7,9 %

z.B. schiefe Wände, falsche Maße

Keller

7,9 %

z.B. feucht, voll Wasser, schlechte Isolierung

Zusätzlich wurden in der Vergangenheit in vielen Landesbauordnungen Voraussetzungen geschaffen, unter denen Wohngebäude ohne Genehmigungen errichtet werden können.

Als Folge bleibt die Qualität der Neubauten auf der Strecke.

Lohnt sich Qualitätssicherung?

Fehlende Qualitätssicherung hat schlechte Bauqualität zur Folge. Schlechte Qualität zieht Bauschäden, eingeschränkte Nutzbarkeit und Wertverlust nach sich - und nicht zu verges­sen: Schlechte Qualität ist einfach teuer!

Qualitätssicherung bietet daher die Garantie dafür, dass

  1. durch moderne Gebäudetechnik und angepasste Nutzung weniger Geld für Heiz­wärme ausgegeben werden muss,
  2. ein gesundes und hygienisches Raumklima für alle Bewohner entsteht,
  3. ein ökonomisch wie ökologisch hochwertiges Bauwerk mit beständigem Wert errich­tet wird.

Bedeutung der Qualitätssicherung beim Passivhaus

Das Passivhaus als konsequente Weiterentwicklung des Niedrigenergiehauses zeichnet sich unter anderem durch folgende Eigenschaften aus:

  1. Heizwärmebedarf geringer als 15 kWh/(m2a) mit der Möglichkeit, die Raumbeheizung über eine ohnehin notwendige Lüftungsanlage zu decken
  2. Der gesamte Primärenergieeinsatz für Heizen, Warmwasserversorgung und alle Stromanwendungen st auf weniger als 120 kWh/(m2a) reduziert.

Um dieses anspruchsvolle Ziel kostengünstig erreichen zu können, ist eine integrale Planung und Optimierung des Gebäudes unter energetischen Gesichtspunkten erforderlich. Insbe­sondere das Zusammenwirken von thermischer Gebäudehülle und Raumwärmeversorgung im Hinblick auf gutes thermisches Raumklima muss verstanden und planerisch umgesetzt werden.

Sowohl für die einwandfreie Erstellung von Planunterlagen und Berechnungen als auch für die fehlerfreie Ausführung der einzelnen Gewerke des Passivhauses spielt daher Qualitäts­sicherung eine zentrale Rolle.

Insbesondere, wenn noch keine ausreichende Erfahrung beim Bau von Passivhäusern vor­handen ist, garantiert eine baubegleitende Qualitätssicherung die spätere Funktionstüchtig­keit des Objekts.

Methodik der baubegleitenden Qualitätssicherung

Als allgemein anerkanntes Planungswerkzeug für die Projektierung von Passivhäusern hat sich das vom Passivhaus-Institut Darmstadt entwickelte „Passivhaus-Projektierungs-Paket PHPP“3 etabliert. Auf der Basis von EXCEL-Tabellenblättern können die verschiedenen Ein­zelanforderungen berechnet und mit den zu erreichenden Grenzwerten verglichen werden.
Im Rahmen der baubegleitenden Qualitätssicherung ist daher die Anwendung des PHPP durch den Planer verpflichtend.

Folgendes Schema verdeutlicht grob den Ablauf der baubegleitenden Qualitätssicherung in den verschiedenen Stadien der Planung bzw. des Baus.

Ablaufschema baubegleitende Qualitätssicherung:

Verfahrensschritt

Inhalt

Vorlage durch Planer

Nachweis und Prüfung durch Fachbüro

Vorinformation

Informationstermin (Erläuterung der Grundlagen und Voraussetzungen)
Danach Entscheidung über Antragstellung



Stufe 1

(Beratung)

Beratungsgespräch

- Projekt-beschreibung
- Lageplan
- B-Plan
- Fotos

Protokoll über Beratungsinhalt

Stufe 2

(Vorplanung)

Bewertung Vorplanung

Begutachtung der Vorprojek­tierung nach PHPP

- Vorentwurfs-planung
- Haustechnik-Konzept PHPP Vorprojektierung ausgewählter Tabellen­blätter

Protokoll: Bewertung Passiv­haustauglichkeit, Verbesse­rungsvorschläge

Stufe 3

(Genehmigungs-planung)

Bewertung Genehmigungsplanung

Begutachtung der Projektie­rung nach PHPP

- Genehmigungs-planung mit Baubeschreibung
- Alle PHPP Tabellenblätter

Protokoll: Entscheidung über Passivhaustauglichkeit

wenn erforderlich: Verbesse­rungsvorschläge zur nochma­ligen Prüfung

Stufe 4

(Ausführungs-planung)

Bewertung Ausführungspläne

Prüfung Detailliste

Optimierungsvorschläge

- Ausführungs u. Werkplanung
- Detailzeich-nungen aller relevanten Anschlüsse
- Haustechnik-pläne mit Projektierung Heizung/Lüftung

Protokoll: Bewertung der Ausführungsplanung

wenn erforderlich: Ergänzung Detailliste, Verbesserungsvorschläge zur nochmaligen Prüfung

Stufe 5

(Ausführungs-kontrolle, Bauleitung)

2 Baustellentermine (Qualitätssicherung vor Ort)

Voraussetzungen:

Termin1:

Fertigstellung Rohbau mit Dachstuhl ohne Putz, Einbau Fenster

Termin 2:

Beseitigung zuvor protokol­lierter Mängel, Abschluss u. Zugänglichkeit der luftdichten Hülle

- Aktualisierte Ausführungs- und Werkpläne
- Aktualisierte Detailliste
- Blower-Door-Test zur Leckageortung

Je Baustellentermin
1 Proto­koll mit Hinweisen auf Mängel und Vorschlägen zur Nach­besserung an Bauleitung

Stufe 6

(Fertigstellung)

Ergebniskontrolle

Schlusstermin nach Fertigstellung

- Produkt-datenblätter aller Komponenten u. Bauteile
- Detailliste
- Ergebnis Drucktest
- Messprotokoll Einregulierung Lüftungsanlage
- Evtl. Thermographie
- Nutzerhandbuch

Protokoll: Ergebnis des Optimierungsprozesses

Dokumentation der Qualitätssicherung


Technische Instrumente zur Beurteilung der Bauqualität

  1. Luftdichtheitstest durch Blower-Door-Messung

Moderne Häuser dürfen keine unkontrollierten Leckagen aufweisen, sondern müssen luftdicht gebaut werden. Um die Qualität der Luftdichtheit messtechnisch zu überprüfen, hat sich die sogenannte „Blower-Door-Messung“ durchgesetzt. Sobald alle Fenster und Türen eingesetzt sind, wird im Rahmen des Blower-Door-Messsung die Haustüre durch die Messeinrichtung dicht verschlossen und durch ein Gebläse – bei verschlossenen Fenstern und Türen – ein Über- oder Unterdruck im Haus erzeugt. Durch Lecks in der Außenwand einströmende Luft kann nun mit verschiedenen Methoden gemessen und sichtbar gemacht werden.
Undichte Stellen müssen entsprechend den Anforderungen nachgebessert werden.
Die Durchführung eines Luftdichtheits-Tests ist unabdingbare Voraussetzung zum Abschluss der Ausführungskontrolle.

  1. Lokalisation von Wärmebrücken durch Infrarot-Thermographie

Eine weitere Möglichkeit zur Ortung von Leckagen in der Außenwand sowie von Wärmebrücken bietet die sogenannte Infrarot-Thermographie. Mit einer Spezialkamera werden bei diesem Verfahren Bilder erzeugt, die in unterschiedlichen Farben die Bereiche eines Hauses darstellen, an denen vermehrt Wärme an die Umgebung abgegeben wird. Kältere Bauteile (an denen die Wärmedämmung intakt ist und kein Warmluftaustritt erfolgt) erscheinen auf den Aufnahmen in blauer und grüner Farbe, wärmere Stellen (die auf fehlenden Wärmeschutz und Wärmebrücken schließen lassen) werden gelb bis rot wiedergegeben.
Die Infrarot-Thermographie bietet sich sowohl für bestehende Gebäude als auch zur Endkontrolle von Neubauten im Rahmen der Qualitätssicherung an. Sie kann jedoch allenfalls als zusätzliche Methode und nicht Ersatz für eine Blower-Door-Messung angesehen werden, da sie im Gegensatz zu dieser keine quantitativen Aussagen über Auswirkungen von Leckagen liefert.
Weiterhin ist die Infrarot-Thermographie ausschließlich in der kälteren Jahreszeit einsetzbar, da zur Ausbildung der unterschiedlichen Temperaturzonen an der Gebäudeaußenfläche ein Temperaturgefälle von 15 bis 20 Grad zwischen Innenluft und Außenluft erforderlich ist.

1 DEKRA Real Estate Expertise GmbH, Saarbrücken 2008, Studie erhältlich als Download auf www.dekra.de

2 Verbraucherzentralen AgV/IFAV, August 2000

3 Passivhaus-Projektierungs-Paket 2007, erhältlich beim Passiv-Haus-Institut Darmstadt, www.passiv.de



Aktiv für mehr Behaglichkeit: Das Passivhaus

Die Vorschau der Broschüre gibt es hier.

Erhältlich ist das Informationsheft in der

Gemeindeverwaltung Altenstadt -
Fachbereich Bauen und Umwelt
Frankfurter Straße 11
63674 Altenstadt

Alternativ kann es unter www.ig-passivhaus.de bestellt werden.