"Altenstädter Lesezeit": Ein Interview mit Uta Rosa Schmidt

Im Rahmen der neu geschaffenen Reihe der "Altenstädter Lesezeit" kommt am Samstag, den 7. Oktober 2023 um 15:00 Uhr die Wetterauer Schriftstellerin Uta Rosa Schmidt nach Altenstadt. Im Gepäck: Zwei Zeitreise-Romane, die in Nordhessen spielen und zudem eine intensive Liebesgeschichte beinhalten. 


Im Interview mit Mara Wahle von der Gemeindeverwaltung Altenstadt spricht Uta Rosa Schmidt über ihre beiden Romane „Das Mädchen aus der Eiche“ Band 1 und 2.


Gemeinde Altenstadt: Uta, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Wie sind Sie als Radiomoderatorin zum Schreiben gekommen? Was war Ihre Inspiration eine Roman-Trilogie zu schreiben?

Uta Rosa Schmidt: Ich glaube, jeder der gern liest, hat irgendwann den Wunsch ein Buch zu schreiben. Corona war dann die Gelegenheit für mich. Der Winter war lang, dunkel und trostlos - da habe ich mich durchs Schreiben in eine ganz andere Welt gebeamt. Eine Trilogie war erstmal gar nicht geplant, dann hatte ich aber zu viel Stoff für nur ein Buch und habe numero zwei auf den Weg gebracht. Auch für einen dritten Teil habe ich ein paar radikale Ideen. Ich bin aber erst bei Seite 23. Die Leser brauchen noch etwas Geduld.


Gemeinde Altenstadt: Ihr zweites Buch ist Ende Juni 2023 erschienen. Es handelt sich um die Fortsetzung von "Das Mädchen aus der Eiche" und beide Romane beinhalten einen Genremix aus Historischem, Liebe, Fantasy und Spannung. In welchem dieser Genres sehen Sie selbst Ihre Bücher am ehesten beheimatet?

Uta Rosa Schmidt: Auch wenn es mein eher burschikoses Wesen nicht vermuten lässt, ich bin eine heillose Romantikerin. Für mich ist das in erster Linie eine Liebesgeschichte. Die zarten Bande zwischen Henry und Nic tragen für mich die gesamte Handlung. Ich sprach aber neulich mit einem männlichen Leser genau über dieses Thema und für ihn ist es eher ein Historienroman. Ihn interessierte vor allem der Ausflug ins 18. Jahrhundert, ins historische Kassel und später in den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Es kann also jeder das herauslesen was er möchte. Ein Fantasy-Buch ist es für mich aber nicht. Bis auf die Zeitreise spielt alles im realen Leben und es gibt keine Wunder und feuerspeienden Drachen. Und Spannung? Jedes Buch sollte spannend sein, oder?


Gemeinde Altenstadt: Wie viel hat Ihr Leben in Nordhessen die Inhalte ihrer Romane inspiriert? Was verbindet Sie persönlich mit dem Edersee?

Uta Rosa Schmidt: Ich glaube vor allem meine Affinität zum einfachen Leben auf dem Land hat meinen Roman inspiriert. Ich liebe es draußen zu sein und suche auch im Urlaub eher das rustikale Leben, gerne auch mal ohne Strom und fließend Wasser. Mit dem Edersee verbinde ich natürlich wunderbare Kindheits -und Jugenderinnerungen, Gott klinge ich alt:-) Wir waren mit unserer Volleyball-Clique oft zelten und sind einmal auf der Halbinsel Scheid fast abgesoffen - das "Wacken" meiner Teeniezeit. Die Absturzszene am Knorreichenstieg habe ich übrigens aus eigenem Erleben geschildert. Ich bin dort mal mit einer Freundin den Steilhang runtergeklettert und fast nicht mehr hochgekommen. Eine einschneidende Erfahrung. Bitte nicht nachmachen!


Gemeinde Altenstadt: Wie sieht Ihr typischer Schreibprozess aus? Haben Sie bestimmte Rituale oder Gewohnheiten beim Schreiben?

Uta Rosa Schmidt: Eine sehr intime Frage:-) Ich schreibe tatsächlich gerne morgens im Bett. Mein Mann bringt mir dankenswerter Weise häufig eine schöne Latte macchiato und das Laptop ans Bett und dann lege ich los. Unfassbar wie beim Schreiben die Zeit vergeht. Mit leicht schlechtem Gewissen krabbel ich dann gegen Mittag aus den Federn, aber wenn dann 20 oder 25 Seiten entstanden sind, fühlt es sich auch wieder gut an. Manchmal schreibe ich auch, wenn mein Mann Serien schaut, auf dem Sofa. Da kommen auch schon mal Ideen für Namen meiner Protas. Der kleine Davide heißt zum Beispiel nach einer gleichnamigen Figur bei Navy CIS.


Gemeinde Altenstadt: Wie gehen Sie mit Schreibblockaden oder Zweifeln um und wie motivieren Sie sich, weiterzumachen?

Uta Rosa Schmidt: Zweifel kenn´ ich nicht. Scherz. Schreibblockaden hat man meistens, weil man nicht weiß wie es weiter gehen soll oder weil das Wetter zu schön ist zum Schreiben. Das Wetter wird ja jetzt wieder herbstlicher, da geht also was in den nächsten Wochen. Wenn mir Ideen fehlen, dann lese ich häufig einfach das bisher Geschriebene, korrigiere und denke vorm Einschlafen oder beim Spazierengehen darüber nach. Ich plotte ganz viel im Kopf und sehr selten schreibe ich was auf. Meistens habe ich die Handlung wie Filmszenen vor Augen, die ich dann gleich zu Text verarbeite. Manchmal hilft es auch Bücher übers Schreiben zu lesen. Ich empfehle "Story" von McKee - die Bibel der Drehbuchautoren.


Gemeinde Altenstadt: Wie wichtig ist Ihnen der Schreibstil in Ihren Büchern und wie würden Sie Ihren eigenen Stil beschreiben?

Uta Rosa Schmidt: Der Schreibstil ist tatsächlich etwas, worüber man sich als erstes Gedanken machen muss. Schreibe ich in Gegenwart oder Vergangenheit? Schreibe aus der Ich-Perspektive oder in der dritten Person? Da ich vom Radio komme bevorzuge ich eine direkte, unkomplizierte Schreibweise. Beide Bücher sind klare Drei-Akter, haben also Anfang, Mittelteil und Schluss. Das klingt so simpel, wird aber gerade von Anfängern nicht so beherzigt. Der Großvater einer erfolgreichen Schriftstellerin hat ihr geraten das Ende muss immer durchschimmern. Ein sehr guter Tipp!


Gemeinde Altenstadt: In ihren beiden Romanen beschreiben sie Orte und Begebenheiten sehr detailliert. Wie dürfen sich die Leserinnen und Leser den Rechercheprozess vorstellen und wie haben Sie diese Informationen in Ihre Geschichte integriert?

Uta Rosa Schmidt: Am Anfang steht ja nur die ungefähre Idee der Geschichte. Da habe ich wild recherchiert, alles quergelesen, gegoogelt. Als die Geschichte Gestalt annahm wurden die Nachforschungen genauer. Ich war im Stadtmuseum in Kassel, um mir die anzuschauen, wie es dort im 18. Jahrhundert ausgesehen hat - wie haben die Menschen gelebt. Ich war natürlich mehrfach am Edersee, habe ein Modell der versunkenen Stadt Berich begutachtet und fotografiert und bin den Knorreichenstieg abgelaufen. Zur Lesung bringe ich ein paar Fotos mit. Für den zweiten Teil waren die Recherchen umfangreicher. Ich habe ziemlich viel über den Unabhängigkeitskrieg gelesen. Der Historiker und Archäologe Dr. Markus Jae aus Ronneburg war so freundlich, meine Beschreibungen des Soldatenlebens in dieser Zeit zu redigieren. Er gehört zu einer Truppe, die, in eigens geschneiderten Uniformen und Kostümen, die Schlachten der Hessen im Unabhängigkeitskrieg alljährlich nachstellt. Eine tolle Quelle.


Gemeinde Altenstadt: Welche Lesergruppe möchten Sie mit Ihrem Buch ansprechen und warum?

Uta Rosa Schmidt: Ich habe zwei Bücher so geschrieben, wie ich sie selber gerne lese. Liebe, Abenteuer, Geschichte und auch Humor darf nicht fehlen. Meine Heldin Henry braucht gerade im zweiten Teil eine gute Portion davon um durchzuhalten. Ich schreibe für Leute, die gerne abtauchen in eine ganz andere Welt, die Lust haben auf eine Zeitreise in ein sehr spannendes Jahrhundert. Und ich schreibe für Leute, die dicke Bücher lieben - so wie ich!


Gemeinde Altenstadt: Wie wählen Sie die Titel für Ihre Bücher aus und welche Bedeutung haben diese für die Geschichten?

Uta Rosa Schmidt: Für mich persönlich musste der Titel erstmal gut klingen, zur Geschichte passen und auch ein bisschen geheimnisvoll sein. Ursprünglich sollte der erste Band "Unterm Knorreichenstieg" heißen. Davon hat mir meine Lektorin damals abgeraten. Der Titel ist schwierig zu behalten und fällt einem im Buchladen bei der Bestellung nicht mehr ein. "Das Mädchen aus der Eiche" war es dann.


Gemeinde Altenstadt: Welche Ziele oder Pläne haben Sie für Ihre zukünftige schriftstellerische Karriere?

Uta Rosa Schmidt: Ich glaube ich werde immer schreiben. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, es nicht zu tun. Ich habe gerade noch einen Wetterau-Krimi in der Pipeline, Band 3 vom Mädchen aus der Eiche wartet und ich habe noch ein weiteres Projekt, für das ich jetzt schon kräftig recherchiere. Eine Geschichte im Hier und Jetzt, die sich mit Religion auseinandersetzt. Ein ziemlicher Brocken, aber wie heißt es so schön? Man wächst mit seinen Aufgaben.


Und darum geht es in den Romanen:

„Das Mädchen aus der Eiche“. Die 15-jährige Henry ist unglücklich. Wegen des Tsunamis muss sie 2005 ihre Wahlheimat Indien verlassen und findet sich im neuen Zuhause in Frankfurt nicht zurecht. Auf einer Klassenfahrt am Edersee fasst sie langsam Zutrauen zu ihren Mitschülern, aber auf einer Wanderung über den berühmten Knorreichenstieg geschieht das Unfassbare. Sie rutscht den Steilhang hinunter durch uralte Eichen und landet im Nordhessen des 18. Jahrhunderts. Die Zeitreise ist schockierend und faszinierend zugleich. Sie verschlägt sie ins später im Stausee versunkene Dorf Berich und ins mondäne Kassel. Zum Glück trifft sie den 18-jährigen Nic der ihr hilft, klarzukommen. Henry muss sehr schnell erwachsen werden und viele Gefahren und Intrigen überstehen. Sie erfährt was echte Freundschaft ist und verliebt sich in Nic, der sein eigenes Geheimnis mit sich herumträgt. Er sucht seine wahren Eltern. Und dann ist da der dringende Wunsch durch die Zeit wieder zurückzureisen. Hat ihre Liebe überhaupt eine Chance?


Wer neugierig geworden ist und eine Antwort auf diese Frage möchte, der ist zur Lesung von Uta Rosa Schmidt eingeladen. Die Lesung findet am Samstag, den 7. Oktober 2023 im Herrmannshof, Kirchgasse 26, 63674 Altenstadt, statt. Beginn ist um 15:00 Uhr. Der Eintritt kostet 5,-€


Tickets gibt es im Internet bei AD-Ticket und Reservix unter https://www.ADticket.de/index.php?option=com_adevent&view=ticket&rx_id=2157537&utm_medium=referral&utm_source=dynamic&utm_campaign=dynamic-prom-lb-o&utm_content=Gemeindeverwaltung%20Altenstadt%20(26369) sowie bei der Gemeindeverwaltung Altenstadt per E-Mail an ticketverkauf@altenstadt.de.


Besucherinnen und Besucher können die beiden Werke im Anschluss an die Lesung kaufen und sich signieren lassen.


Eine Veranstaltung der Reihe »Kultur in Altenstadt 2023« der Gemeinde Altenstadt in Zusammenarbeit mit dem Leseland Hessen.